Nahost

Mit dem Angriff auf den Jemen haben die USA und Großbritannien die Eskalationsspirale hochgeschraubt

Sobald US-amerikanische und britische Kriegsschiffe im Roten Meer zu sinken beginnen, werden Joe Biden und Rishi Sunak mit ihnen untergehen. Beiden scheint nicht bewusst zu sein, in was für ein Wespennest sie mit dem Angriff gegen den Jemen mit Marschflugkörpern gestochen haben.
Mit dem Angriff auf den Jemen haben die USA und Großbritannien die Eskalationsspirale hochgeschraubt© Simon Walker / Avalon

Von Finian Cunningham

Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben den Krieg im Nahen Osten auf den Jemen ausgeweitet, mittels einer Welle von rund einhundert Marschflugkörpern, die sie gegen diesen verarmten und kriegsgebeutelten Staat auf der Arabischen Halbinsel abgefeuert haben. Das war ein verzweifelter Akt von abgehalfterten Imperialisten, der letztendlich ihren Untergang nur noch beschleunigen wird.

Die Angriffe, die mehr als ein Dutzend Ziele im gesamten Jemen trafen, wurden von US-amerikanischen und britischen Kriegsschiffen, U-Booten und Kampfflugzeugen geführt. Berichten zufolge nutzten die USA ihre Stützpunkte in Dschibuti und den Vereinigten Arabischen Emiraten, während die Briten ihre Kampfflugzeuge vom Typ Typhoon von ihren Stützpunkten in Zypern aus starteten. Auf die erste Angriffswelle in der Nacht zum vergangenen Donnerstag folgte dann am darauffolgenden Freitag eine zweite Welle. Dabei zerstörten US-Streitkräfte eine Radarstation auf dem internationalen Flughafen nahe der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.

Jemens Streitkräfte, die mit der jemenitischen Rebellenbewegung Ansar Allah (Huthi) verbündet sind, haben anschließend angekündigt, dass alle US-amerikanischen und britischen Installationen und Stützpunkte in der Region nun als legitime militärische Ziele gälten. Sie verkündeten, dass sie gegen die USA und die Briten massive Vergeltungsschläge verüben würden. Auch regionale Verbündete im arabischen Widerstand, von der Hisbollah bis hin zur Hamas, gelobten Vergeltung. Während der Anführer der Ansar Allah, Mohammed al-Bukhaiti sagte, Washington und London hätten mit ihrem Angriff auf den Jemen die größte Torheit in ihrer langen Geschichte imperialen Fehlverhaltens begangen. Berichten zufolge waren Kanada, Australien, die Niederlande und Bahrain an den von den USA angeführten Angriffen auf den Jemen logistisch beteiligt.

Russland und China schlossen sich den vielen internationalen Stimmen an, die diese jüngsten Angriffe auf den Jemen scharf verurteilten und die USA und Großbritannien beschuldigten, illegale Aggressionen und einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht begangen zu haben. Die Angriffe wurden Berichten zufolge von Präsident Joe Biden angeordnet, nachdem Anfang vergangener Woche eine Welle von Angriffen mit Drohnen, die vom Jemen aus gestartete wurden, US-amerikanische und britische Kriegsschiffe im Roten Meer ins Visier genommen hatte.

Am vergangenen Mittwoch stimmte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für eine Resolution, in der die jemenitischen Angriffe auf Schiffe im Roten Meer verurteilt wurden. In dieser Resolution wurden die Jemeniten aufgefordert, die Blockade der Wasserstraße von Bab al-Mandab aufzuheben. Und sie gewährte gleichzeitig jeder Nation das Recht, ihre Schiffe vor Angriffe zu schützen.

Russland und China enthielten sich der Zustimmung zu dieser Resolution und äußerten ihre Besorgnis darüber, dass diese von den USA und westlichen Partnern zynisch ausgenutzt werden könnte, um die Militäraktionen in der Region eskalieren zu lassen. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde die russische und die chinesische Skepsis durch die Salve amerikanisch-britischer Raketenangriffe auf den Jemen bestätigt.

Diese Resolution wurde missbraucht, um die amerikanisch-britische Aggression auf altbewährte Weise zu rechtfertigen. Der britische Premierminister Rishi Sunak betonte, dass es sich bei der Aktion um "Selbstverteidigung" gehandelt habe. Diese Verzerrung der Interpretation der UN-Resolution – die Verteidigung der Schifffahrt, im Sinne der Resolution –, diente als Rechtfertigung für die USA und Großbritannien, den Jemen mit einhundert Marschflugkörper anzugreifen. Der unmittelbar nach beschlossener Resolution erfolgte Angriff auf den Jemen deutet auch darauf hin, dass Washington und London bereits darauf vorbereitet waren, den Jemen anzugreifen, und dass die Resolution lediglich in letzter Minute eine willkommene Rechtfertigung bot.

Ein weiterer wichtiger Faktor dabei ist, dass das israelische Regime vergangene Woche wegen seines mittlerweile seit hundert Tagen anhaltenden Massakers im Gazastreifen vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords angeklagt wurde. Die Augen der gesamten Welt sind auf das Regime in Tel Aviv und seine abscheulichen Kriegsverbrechen gerichtet. Nicht nur Israel, sondern auch seine westlichen Unterstützer, vor allem die Vereinigten Staaten, Großbritannien und andere europäischen Mächte stehen vor den Schranken des Gerichts. Die Heuchelei und der moralische Bankrott der sogenannten "westlichen Werte" sind für die ganze Welt offensichtlich geworden.

Die Jemeniten haben mutig eine prinzipielle Haltung zur Unterstützung Palästinas eingenommen, indem sie ihre territoriale Kontrolle über die Schifffahrtsroute in und aus dem Roten Meer als Hebel eingesetzt haben, um die Beendigung des Völkermords in Gaza durchzusetzen. Der Jemen verkündete, dass die Blockade der Schifffahrt durch Bab al-Mandab dann enden werde, wenn der Völkermord in Gaza ende. Das Land stellt sich dabei auf den Standpunkt, es habe die völkerrechtliche Pflicht und somit das Recht, so zu handeln, weil die Völkermordkonvention von 1948 jeder Nationen die Befugnis erteilt, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, einen Völkermord zu verhindern oder zu beenden.

Der effektivste Weg, die Pattsituation im Roten Meer zu lösen, wäre offensichtlich die Ausrufung eines Waffenstillstands in Gaza. Aber die USA, die Briten und ihre europäischen Vasallen haben deutlich gemacht, dass sie eine solche Forderung an Israel nicht stellen werden. Mit anderen Worten: Diese Nationen beteiligen sich am Völkermord durch Komplizenschaft. Der Angriff auf den Jemen mit ihrer Armada von Kriegsschiffen und Kampfflugzeugen ist ein offensichtlicher Beweis dafür, dass die USA und ihr britischer Kettenhund das israelische Regime und seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit unterstützt.

Joe Biden und Rishi Sunak versuchen verzweifelt, den globalen Fokus von ihrer kriminellen Unterstützung des Völkermords in Gaza abzulenken. Einen Krieg gegen den Jemen zu beginnen – und damit Iran als Verbündeten des Jemen in Bedrängnis zu bringen – ist das typische anglo-amerikanische Glücksspiel, bei dem Chaos als Deckmantel für ihre abscheulichen Verbrechen genutzt wird. Doch indem sie das tun, erhöhen Washington und London den Einsatz bei ihrem Bluff und ihrer Aggression. Biden und Sunak bestellen an der Bar der letzten Chance Getränke, die sie am Ende nicht bezahlen können.

Die USA und die Briten glauben, sie könnten den Jemen mit einem fulminanten Einsatz von Marschflugkörpern einschüchtern. Doch das ist nur ein weiterer Aspekt ihrer dummen Wichtigtuerei. Der jemenitische und arabische Widerstand wird den US-amerikanischen und britischen Interessen schweren Schaden zufügen. Joe Biden und Rishi Sunak sind sich des Wespennests, in das sie gestochen haben, nicht bewusst. Beide Regierungen, jene in Washington und jene in London, werden von ihrem eigenen Volk wegen einer Reihe gärender Missstände verachtet, angefangen bei der Korruption im Inland, über die Unterstützung eines Völkermords in Gaza, bis hin zur rücksichtslosen Aggression gegen Russland mit der Ukraine als Stellvertreter.

Wenn die US-amerikanischen und britischen Kriegsschiffe im Roten Meer zu sinken beginnen, werden Joe Biden und Rishi Sunak mit ihnen untergehen.

Erstveröffentlichung in englischer Sprache bei Strategic Culture Foundation.

Finian Cunningham ist ein preisgekrönter Journalist. Mehr als 25 Jahre arbeitete er als Redakteur und Autor unter anderem für Zeitungen wie Mirror, Independent, Irish Times und Irish Independent.

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