Meinung

Orbán und Fico: Nicht prorussisch, sondern pronational

Bahnt sich da ein Konflikt der "Bösewichte" an? Auf seiner jährlichen Pressekonferenz sagte Wladimir Putin, dass weder Orbán noch Fico prorussisch seien. Bevor sich womöglich die deutschen Medien hechelnd auf diese Nachricht stürzen, sei sie hier eingeordnet.
Orbán und Fico: Nicht prorussisch, sondern pronationalQuelle: Legion-media.ru © Ludovic MARIN

Von Tom J. Wellbrock

Nein, weder der slowakische Ministerpräsident Robert Fico noch der ungarische, Victor Orbán, seien prorussische Politiker, antwortete Putin auf die entsprechende Frage. Vielmehr seien beide pronational, denn sie vertreten die Interessen ihrer Länder, fuhr der russische Präsident fort.

Big Brother und das "Kleine Europa-chen"

Im Gegensatz zu ihren Kollegen in der Europäischen Union (EU) sorgen sich Fico und Orbán um die Interessen ihrer Bevölkerungen. Zur EU haben sie dagegen ein angespanntes Verhältnis, wie auch Plakate in Ungarns Hauptstadt Budapest deutlich machen. Auf ihnen sind Ursula von der Leyen und Soros Junior zu sehen, kommentiert mit dem Hinweis: "Lasst uns nicht nach ihrer Pfeife tanzen."

Derlei Plakate wären in Deutschland undenkbar, ihre Urheber müssten mit empfindlichen Strafen rechnen. Für Putin liegt das daran, dass die EU in großem Maße vom "Großen Bruder" abhängig sei. Gemeint sind die USA, und Putin beklagt, dass viele Länder schlicht ihre Souveränität verloren hätten. Wörtlich befand Putin, dass beinahe alle europäischen Politiker

"wie der Held de Gaulle auftreten, sich aber in der Praxis wie der Kollaborateur Pétain verhalten."

Ganz anders Fico und Orbán, die die Interessen ihrer Nationen verteidigten. Solche Politiker gebe es aber sonst nicht mehr, resümierte Putin und vermutet dahinter die Abhängigkeit zu den USA.

Putin reicht die Hand

Putin will nicht verhandeln, Putin hat uns das Gas abgedreht, Putin betreibt eine imperiale Politik. Das hören wir in Deutschland jeden Tag in allen nur erdenklichen Variationen. Doch was er auf der Pressekonferenz sagte, dürfte es wohl nicht in den deutschen Blätterwald schaffen.

Nicht er habe den Dialog mit Europa beendet, es sei genau umgekehrt gewesen. Das gelte auch für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der den Dialog unterbrochen habe.

Unverständnis äußerte Putin auch über den Vorwurf, Russland liefere kein Gas mehr nach Europa. Das stimme einfach nicht, so der Präsident. Russland liefere zuverlässig Gas nach Europa, allerdings seien die Jamal-Pipeline durch Polen und die durch die Ukraine von Kiew blockiert worden. Dennoch liefere Russland Gas nach Europa, vornehmlich in den europäischen Süden. Von politischen Erwägungen seien die Gaslieferungen Russlands nicht geleitet.

Auch Japan – und man kann das Land wohl nicht als "besten Freund" Russlands bezeichnen – kaufe russische Energie. Pragmatisch sieht Putin das Verhältnis zu Serbien und Ungarn:

"Warum sollte Ungarn bestraft werden? Oder die Slowakei? Wir haben kein solches Ziel. Und sie zahlen Geld, gutes Geld."

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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