Meinung

Wie beim "Mord im Orient-Express": Schweden stellt Ermittlungen zur Sprengung von Nord Stream ein

Die schwedische Staatsanwaltschaft hat in dieser Woche ihre Ermittlungen zur Sprengung der Erdgas-Trassen Nord Stream in der Ostsee vor Malmö im Herbst 2022 eingestellt. Igor Malzew kommentiert dieses Versagen in seiner ihm eigenen bissigen Art.
Wie beim "Mord im Orient-Express": Schweden stellt Ermittlungen zur Sprengung von Nord Stream einQuelle: Gettyimages.ru © Robbie Jack/Corbis

Von Igor Malzew

Wir setzen unseren Komiker-Talentwettbewerb fort: Die Arena betritt das internationale Ermittlerteam zur Sprengung von Nord Stream.

Die schwedische Staatsanwaltschaft hatte unlängst erst versucht, noch etwas Dramatik ins Verwirrspiel zu bringen, indem sie versprach, uns bald schon buchstäblich alles und das ohne Umschweife offenzulegen. Aber die dramatische Kunstpause dauerte nicht lange, schon einen Tag später verkündete sie ihre mit Spannung erwartete Nachricht: Die Ermittlungen wurden eingestellt, der Vorhang fällt, der Zirkus zieht jetzt weiter.

Am 26. September 2022 wurden in der Nähe der dänischen Insel Bornholm in der Ostsee mehrere Explosionen registriert. Kurz darauf offenbarten sich Schäden und Lecks in drei der vier Stränge der Erdgasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Sowohl in Schweden als auch natürlich in Dänemark – und in Deutschland – wurden daraufhin Ermittlungen eingeleitet. Im November 2022 bestätigte der schwedische Staatsanwalt Mats Ljungqvist, dass es sich bei den Explosionen um Sabotage gehandelt habe. Bei den Ermittlungen wurden an mehreren Gegenständen Sprengstoffreste gefunden. 

In einem gemeinsamen Schreiben an den UN-Sicherheitsrat im Sommer 2023 schrieben die Botschafter Deutschlands, Dänemarks und Schwedens, dass die Ermittler auch auf einer verdächtigen Segeljacht Spuren von Sprengstoff gefunden hätten. Es werde vermutet, dass diese Jacht für den Transport des bei der Sabotage verwendeten Sprengstoffs verwendet wurde. Es stellte sich heraus, dass das Schiff mit gefälschten Dokumenten angemietet worden war, um die Identität der tatsächlichen Mieter zu verschleiern.

Und nun stellen die schwedischen Sicherheitsbehörden die Ermittlungen zu den Explosionen an den Pipelines gänzlich ein. Wie das? Angeblich, weil die internationale Zuständigkeit nicht ausreicht, um sie fortzusetzen. Wie bitte? Ganz Russland von Kaliningrad bis Anadyr krümmt sich darüber vor Lachen, denn die Russen wissen bestens, dass im Falle auch nur einer mikroskopisch kleinen Wahrscheinlichkeit der Verwicklung Moskaus (was deutsche Medien übrigens allen Ernstes behauptet hatten) keinerlei "rechtliche Grenzen" unsere ehemalige "Partner" jemals daran hätten hindern können, unser Land selbstverständlich zu beschuldigen.

Die Welt schreibt nun ernsthaft:

"Unklar bleibt allerdings die Frage nach den möglichen Tätern: Die Identität der Täter und ihre Motive lassen sich derzeit nicht zuverlässig feststellen, insbesondere nicht die Frage, ob der Vorfall von einem Staat oder einem Staatsmann gesteuert wurde."

In den Kommentaren unter dem Artikel reagieren selbst die eigenen Leser verständnislos:

"Fast anderthalb Jahre und immer noch keine Ergebnisse der Ermittlungen? Ich habe einfach das Gefühl, dass wir von unserer eigenen Regierung verraten worden sind. Es war ein Angriff auf Deutschland und seine Infrastruktur, und jetzt ist bekannt geworden, dass ukrainische Spezialkräfte daran beteiligt waren. Ich schließe daraus, dass unsere Regierung einfach Angst hat, die Fakten auf den Tisch zu legen. Angst, dass unsere Bereitschaft, die Ukraine zu unterstützen, dann auf null sinkt."

Das Wichtigste bei all diesen Ermittlungen ist nämlich, nur ja nicht sich selbst oder seinen engsten Freunden auf die Spur zu kommen. Zum Beispiel auf die Spur des Herrn Biden, der offen gedroht hatte, Nord Stream in die Luft zu jagen, zu einer Zeit, als er vielleicht noch ein wenig zurechnungsfähiger war als heute. Oder auf die Spur der Ukrainer, die nichts ohne die Erlaubnis Washingtons tun – und sei es nur die Entlassung von eigenen Beamten. Oder auf diejenige Spur nach Polen, wo einer subversiven Gruppe erlaubt worden sei, von polnischem Territorium aus zu handeln. Und schon gar nicht auf die Spur von Olaf Scholz, der gewisse Gespräche unter vier Augen in Washington, D.C. geführt hat und immer noch über deren Inhalt schweigt.

Es ist ein Fall wie der des Mordes im "Orient-Express", in dem sich nahezu jeder Passagier als Mittäter des einen Mordes entpuppt hat, und der geniale Poirot lässt sie schließlich alle laufen.

Einfache Europäer wenden sich gelangweilt ab. Wir Russen betrachten die Neuinszenierung dieses Stücks dagegen mit einer Mischung aus Verwunderung und Verachtung. Althergebrachte Mythen von den allmächtigen westlichen Geheimdiensten, von den ach so freien und unabhängigen Medien im Westen, von der Demokratie, in der die Politiker ihrem Volk in Erwartung der nächsten, stets freien Wahlen unentwegt und selbstlos dienen, sie platzen vor unseren Augen wie Seifenblasen. 

Übersetzt aus dem Russischen, der Artikel wurde für den Telegram-Kanal "Exklusiv für RT" verfasst. 

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