Lateinamerika

Kehrtwende? Neuer Präsident Milei lehnt "Dollarisierung" Argentiniens ab

Javier Milei gibt nach Angaben der Financial Times allmählich die Idee auf, den Peso durch den Dollar zu ersetzen. Argentiniens Präsident selbst hat sich nicht öffentlich gegen die Idee ausgesprochen, sondern vorgeschlagen, dass sie sorgfältig geprüft werden sollte.
Kehrtwende? Neuer Präsident Milei lehnt "Dollarisierung" Argentiniens abQuelle: Gettyimages.ru © Gabriel Sotelo/NurPhoto

Der neue argentinische Präsident Javier Milei, der im Wahlkampf versprochen hatte, die Zentralbank abzuschaffen und die Landeswährung Peso durch den US-Dollar zu ersetzen, gibt seine Ideen nach und nach auf, berichtete die Financial Times (FT).

Laut einer dem Wirtschaftswissenschaftler Emilio Ocampo – einem Befürworter der Dollarisierung des Landes, den Milei zum neuen Chef der Zentralbank machen wollte – nahestehenden Quelle der Zeitung hat der neue Präsident nach seinem Wahlsieg wahrscheinlich seine Position in einigen wirtschaftlichen Fragen geändert, da er die Kandidatur Ocampos für die Leitung der Zentralbank nicht mehr in Betracht zieht. Der Gesprächspartner der Zeitung erklärte:

"Das einzige Ziel der Ernennung von Ocampo für die Zentralbank war die Dollarisierung. Es war nie seine Absicht, in die Zentralbank zu gehen, um den Plan eines anderen umzusetzen, mit dem er nicht einverstanden ist."

Die FT erinnerte daran, dass Milei während des Wahlkampfs sagte, der Peso sei jetzt "weniger wert als Exkremente" und die Zentralbank des Landes solle "gesprengt" werden. Die argentinische Inflation hat sich im vergangenen Jahr beschleunigt und ist auf den höchsten Stand seit 1991 gestiegen. Mitte Oktober erreichte die jährliche Inflationsrate 142,7 Prozent.

Gleichzeitig sagte Milei in einem Interview, das wenige Tage nach seinem Wahlsieg veröffentlicht wurde, dass ihm der Dollarisierungsplan gefalle, aber "wir müssen sehen, ob die Marktsituation eine solche Lösung zulässt", so die Zeitung. Am 25. November erklärte das Büro des argentinischen Präsidenten, die Schließung der Zentralbank sei trotz "falscher Gerüchte" ein "nicht verhandelbares Thema". Gleichzeitig wurde nichts über die Dollarisierung gesagt.

Javier Milei hat die argentinischen Präsidentschaftswahlen am 20. November mit einem Vorsprung von fünf Prozent gewonnen. Der Politiker bezeichnet sich selbst als Anarchokapitalist und hat während des Wahlkampfs radikale Lösungen zur Verbesserung der argentinischen Wirtschaft vorgeschlagen, die am Rande der sechsten Rezession innerhalb eines Jahrzehnts steht. Insbesondere schlug er vor, die öffentlichen Ausgaben und die Steuern zu senken und die argentinische Zentralbank zu liquidieren, die seiner Meinung nach allein während der vorherigen Regierung den Argentiniern 90 Milliarden US-Dollar "gestohlen" hat.

Der Politiker rief auch dazu auf, die nationale Währung, den Peso, aufzugeben und ihn durch den US-Dollar zu ersetzen. In Lateinamerika gibt es bereits einen Präzedenzfall: Im Jahr 2000 gaben die ecuadorianischen Behörden ihre eigene Währung auf und stellten auf den US-amerikanischen Dollar um. Wegen solcher Initiativen erhielt Milei den Spitznamen "der Wirtschaftswissenschaftler mit der Kettensäge". Der neu gewählte Präsident der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas leugnet auch die globale Erwärmung, befürwortet ein Verbot der Abtreibung und die Legalisierung des Handels mit menschlichen Organen.

Bereits nach seinem Wahlsieg erklärte Milei, die Preise in Argentinien seien künstlich niedrig, sodass das Land unweigerlich mit einer Inflation konfrontiert sein werde. Er warnte, dass das Land ohne Steueranpassung auch eine Hyperinflation erleben könne, die 95 Prozent der Bevölkerung verarmen ließe.

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