Gesellschaft

Ein Virus und die Frage: Wie verlor eine Gesellschaft Vernunft und Humanität?

Ist "Corona" Schnee von gestern? Nicht für Buchautor Rainer Fischbach: Er fragt "nach der mentalen Verfassung einer Gesellschaft, die das zuließ". Dabei spielt für ihn insbesondere die "Reaktionsweise der menschlichen Physis und Psyche" in westlichen Gesellschaften eine Schlüsselrolle.
Ein Virus und die Frage: Wie verlor eine Gesellschaft Vernunft und Humanität?Quelle: www.globallookpress.com © Christoph Hardt via www.imago-images.de

Von Kaspar Sachse

Psychisch gestörte und handysüchtige Kinder und Jugendliche, eine vermeintlich unerklärliche Übersterblichkeit seit 2021, gigantische Staatsschulden auf Kosten der Steuerzahler und zukünftiger Generationen auf der einen Seite, Riesengewinne bei Big Tech, Big Pharma und Big Money auf der anderen. All das sowie eine tief gespaltene Gesellschaft hat "ein Virus" namens COVID-19 – oder besser gesagt die politisch getroffenen "Maßnahmen" gegen dessen Ausbreitung – zu verantworten. 

In seinem neuesten Buch "Ein Virus zum Beispiel: Wie eine Gesellschaft Vernunft und Humanität verlor − und wie sie wiederzugewinnen wären" nimmt Rainer Fischbach, der Philosophie, Informatik, Internationale Politik und Planungswissenschaften studiert hat, diese Zeit noch einmal auseinander. In dem 284-seitigen Werk, das für 27,90 Euro bei Shaker Media zu bekommen ist, analysiert er vielschichtig die drei Jahre "Corona-Ausnahmezustand mit Maßnahmen, die bis heute einer Begründung ermangeln", "während ihre negativen Folgen, wenn sie auch unüberschaubar bleiben, doch zunehmend deutlicher werden". Vor allem die Psyche einer verängstigten Gesellschaft und das desolate Versagen der politischen Linken, die zum Teil noch härtere Maßnahmen als der wieder erstarkte Staat forderte sowie das offenbar zerstörte menschliche "Verhältnis zur Natur" (S.9) interessieren Fischbach.

Im ersten Kapitel "Plädoyer für die Häresie" gibt Fischbach einen Überblick über die "Intellektuellen Zumutungen der Jahre seit 2020" (S.13). Besonders die "sozialistische Linke" steht dabei – ganz zu Recht – im Kreuzfeuer der Kritik, hat sie sich doch zu nützlichen Idioten ihrer kapitalistischen Gegner gemacht, oder wie es das ehemalige Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Rosa-Luxemburg-Stiftung ausdrückt: 

"Nur als desaströs ist der Ausverkauf linker Traditionsbestände und Vokabeln zu bezeichnen: indem 'Solidarität' zur Formel für die Akzeptanz, wenn nicht gar die aggressive Verteidigung und Durchsetzung ebenso sinnloser wie destruktiver Maßnahmen wurde, begann ihre Karriere zum Unwort des Jahres." (S.25)

Sprache spielte dabei auch in anderer Hinsicht eine große Rolle: So sieht Fischbach einen Zusammenhang in der "linken" Diskreditierung der Maßnahmen-Kritiker: So reiht sich der "Corona-Leugner" hervorragend zum "Klima- beziehungsweise Wissenschaftsleugner" ein, bis zum "Holocaustleugner" (S.30) ist es dabei für die wissenschaftsgläubigen Linken nur noch ein kurzer Weg. Doch auch die Wissenschaft, insbesondere die Medizin am Beispiel des Agierens von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, bekommt im ersten Kapitel ihr Fett weg, das sei "mechanistische Medizin ihn Reinkultur, die keine Menschen mehr, sondern Laborwerte behandelt". (S.72) 

Im zweiten Kapitel "Krankheit, Natur und Wissenschaft. Ein verwickeltes Verhältnis" baut Fischbach seine Kritik am bedingungslosen "listen to the science"-Wissenschaftsverständnis (S. 77), das besonders in der medial verstrahlten Generation Thunberg verbreitet ist, aus. Für diese durchdigitalisierten Pseudolinken und ihre wahnhafte Suche nach "Safe Spaces" kam das von oben verordnete "Social Distancing" folglich genau zum richtigen Zeitpunkt. Die sich damit perfekt ergänzende "Politik der Angst" schaffte es laut dem Autor, die irrationalen Ängste einer urbanen Linken im Homeoffice zu befeuern, die weniger "vor dem Verlust des Arbeitsplatzes", sondern vor dem "Klimawandel" oder dem "Aufstand der Unvernünftigen, (...) die angeblich partout nicht auf die Wissenschaft hören wollen" (S.122) geprägt war und ist. 

Im nächsten Kapitel "Pandemie der Eindimensionalität" handelt es sich um eine erweiterte Fassung eines Artikels, den Fischbach im letzten Jahr auf den Nachdenkseiten veröffentlicht hat und der die eng geführte "Politik der Entmündigung" auseinandernimmt. Dabei stellt er die Frage: "Ein Problem und eine Lösung?" (S. 135) und kritisiert mit Blick auf die Impfstoffe die "Medikalisierung des Lebens" (S. 154) durch eine wissenschaftlich-mechanistische Ideologie, die zu Recht auf Widerstand stößt. Besonders provokant wird es zumindest dem Titel nach im vierten Kapitel "Von Leugnern, Nazis und Esoterikern": Dort wird die "eigene Tugendhaftigkeit" der Wissenschaft aufgezeigt, die ähnlich wie im derzeitigen (woken) Tugendkapitalismus ein Feindbild benötigt und welche – unter anderem Vorzeichen – ähnliche Mechanismen wie im Nationalsozialismus aufweist: 

"Das eine wie das andere Programm orientiert sich am Modell ärztlicher Allwissenheit und Allmacht, gegen die Einwände unzulässig seien, beide berufen sich auf eine eindimensionale Wissenschaft, die dem Paradigma folgt, das nur lineare Wirkungsketten in einer zum Materialbestand reduzierten Welt wahrnimmt, beide dulden keine Ausnahmen, kennen kein Vertrauen in das Individuum, seine Empfindung und seine Kräfte, beide Grenzen die, die sich darauf verlassen, als Volksschädlinge aus. Der kleine Unterschied: Volksschädlinge heißen heute COVIDioten, Bekloppte, Egoisten, Unsolidarische, Verschwörungsgläubige, Esoteriker oder eben Nazis (...)". (S. 195-196) 

Im nächsten Kapitel "Zweite Welle, zweiter Akt" werden vor allem die elektronischen Überwachungswerkzeuge, wie der QR-Code für Geimpfte betrachtet, die als "Blaupause für einen totalitären Überwachungsstaat" (S. 15) nach WEF-Vorstellungen dienen, aufgezeigt, ehe im vorletzten Kapitel am Beispiel "Indien" dargestellt wird, wie die Umweltverschmutzung in Smog-belasteten Städten wie Kalkutta Atemwegserkrankungen massiv begünstigen - was übrigens auch in Norditalien (der ein oder andere mag sich noch an die "Bilder von Bergamo" erinnern) zutraf. Im letzten Akt: "Woher kommt das SARS-CoV-2?" (S. 275) gibt Fischbach zahlreiche Hinweise darauf, dass die sogenannte "Laborthese" doch wesentlich wahrscheinlicher ist als den Ursprung des Virus der Fledermaus in die Schuhe zu schieben.

Festzuhalten bleibt: Rainer Fischbach hat ein großartiges Buch geschrieben, welches am Beispiel eines Virus – und insbesondere der panischen Reaktionen darauf – den ganzen ideologischen Irrsinn einer eindimensionalen, mechanistischen Wissenschaftsagenda im Verbund mit einer technokratischen und von Pharmalobbyisten durchseuchten Politikerkaste aufzeigt. Dabei wurde wieder einmal erschreckend deutlich gemacht, wie "dünn der Firnis der Zivilisation" ist, was man beispielsweise auch am totalitären Umgang mit der "Bekämpfung des Klimawandels" beobachten kann.

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