Meinung

Das westliche Narrativ als Betroffenheitskitsch – Susanne Scholls Buch zum Ukrainekrieg

Die österreichische Journalistin Susanne Scholl hat ein Buch geschrieben, in dem sie den Krieg legitimiert, weil er sich gegen Putin richtet. Es ist ein Lehrstück in Propaganda. Scholl macht deutlich, sie ist als Journalistin, vor allem aber als Mensch gescheitert.
Das westliche Narrativ als Betroffenheitskitsch – Susanne Scholls Buch zum UkrainekriegQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Isabelle Ouvrard

Von Gert Ewen Ungar

Um es vorwegzunehmen, es ist ein schreckliches, ein furchtbares Buch, das die aus Österreich stammende Journalistin Susanne Scholl geschrieben hat. Ein Buch, getragen von falschem Pathos, voller falscher historischer Vergleiche, voller Desinformation und voller Fehler in der Sache. Es sind sicherlich auch absichtsvoll gemachter Fehler, um den Leser in die Irre zu führen.

Das, was Scholl produziert hat, nennt man "Propaganda". Scholl schrieb ein Buch, das sich rassistischer Klischees bedient und Krieg fordert. Weil es ein gerechter, notwendiger Krieg sei. Ein Krieg gegen ein barbarisches, verrohtes Volk. Ein Krieg gegen Putin. Genau das ist auch der Titel: "Über einen notwendigen Krieg. Warum das System Putin besiegt werden muss."

Scholl ist auf Linie. Sie ist Mitläuferin und Mittäterin, verpackt das westliche Narrativ vom brutalen Angriffskrieg Russlands in süßlich klingenden Betroffenheitskitsch. Sie zieht unlautere Parallelen zum Faschismus, vergleicht das heutige Russland mit dem Dritten Reich, nur um zu sagen, dass dieser Vergleich eigentlich nicht gezogen werden dürfte, weil es den Nationalsozialismus relativiert, um es dann doch zu tun. 

Nein, Russland ist kein faschistisches Land, Putin ist kein Hitler. Aber die Ukraine ist mindestens auf dem Weg in den Faschismus, wenn nicht schon längst dort angekommen. Die Opposition ist verboten, die Medien sind gleichgeschaltet und es gibt von ganz offizieller Seite das rassistische Bekenntnis, alles Russische ausmerzen und Russen überall auf der Welt töten zu wollen. Scholl will das nicht sehen. Die Menschen, die sie in der Ukraine kennt, sind nett. Sie will es nicht wahrhaben, aber es ist so: Die Ukraine ist keine Demokratie, wie Scholl ihren Lesern weismachen möchte. Die Ukraine ist aber vor allem eins nicht: unschuldig. 

Die Geschichte, die Scholl von der Ukraine erzählt, ist falsch, verkürzt, Propaganda. In ihr kommen die ukrainischen Kriegsverbrechen nicht vor. In ihr kommen die westlichen Waffen nicht vor, mit denen die Kriegsverbrechen begangen werden. Die Rolle der NATO kommt nicht vor. Der Anlass des Krieges wird damit nicht genannt.

Russland sieht seine Sicherheit durch die Ausdehnung der NATO bedroht. Das ist die Ursache des Konflikts und damit auch der Schlüssel zu seiner Lösung. Stattdessen schwurbelt Scholl in aller Widersprüchlichkeit davon, Putin wolle wahlweise Großrussland oder die Sowjetunion wieder herstellen. Was denn nun, Fau Scholl? Zarenreich oder sozialistische Sowjetunion. Beides zusammen geht nicht, lässt sich noch nicht einmal zusammen denken, denn es ist das Gegenteil vom jeweiligen anderen.

Ja, Putin hat gesagt:

"Der Zerfall der Sowjetunion war die größte geopolitische Katastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts!"

Scholl zitiert ihn richtig und behauptet: 

"Der Machthaber im Kreml denkt gerne an die Sowjetunion, ja wünscht sich diese zurück. Also agiert er auch so, als gebe es die Sowjetunion noch.”"

Scholl unterschlägt dann aber ein Zitat, dass sich daran anschließt. Putin hat eben auch gesagt:

"Wer die Sowjetunion nicht vermisst, hat kein Herz. Wer sie zurück will, hat keinen Verstand."

Nein, Putin will die Sowjetunion nicht zurück. Der Blick in Russland ist nach vorn gerichtet, auf BRICS, auf eine neue, gerechtere Weltordnung, in der auch der Westen sich wieder an internationales Recht halten wird. Ohne die Verstöße des Westens gegen den Geist der UN-Charta wäre der Ukraine-Konflikt nie möglich gewesen. Davon spricht Scholl natürlich nicht. 

Das aber beschreibt die Methode von Scholl und von all den anderen westlichen Propaganda-Schreiberlingen gut. Auslassen und weglassen, was nicht ins Bild passt. Durch Verkürzung lügen und manipulieren.
Scholl hat es darin zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. 

"Im russischen Fernsehsender Russia Today sprach heute einer seiner Chefs darüber, dass es doch wohl richtig sei, ukrainische Kinder zu verbrennen, ukrainische Frauen zu vergewaltigen und überhaupt die Ukraine auszulöschen", schreibt Scholl und wieder hat sie recht.

Anton Krassowski heißt der Mann. Aber auch hier ist es die Auslassung, die das, was Scholl schreibt, zur Lüge und zur Manipulation werden lässt. Krassowski wurde unmittelbar suspendiert. Margarita Simonjan, Chefredakteurin des Senders RT, reagierte schockiert auf die Äußerungen. Krassowski sorgte für einen Skandal mit einer anschließend breiten Diskussion in Russland, die Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren ein.

Und was Scholl noch unterschlägt, weil es nicht ins westliche Russland-Bild passt, ist all das, wofür Krassowski in Russland bekannt ist: bekennender Schwuler, bekennend HIV-infiziert, sozial engagiert, finanzierte er einen eigenen Fond für Menschen mit HIV. Scholl aber möchte ein Bild vom russischen Barbaren zeichnen, vom Untermenschen, gegen den Krieg ein legitimes Mittel ist, weil er es anders nicht versteht. Da passt all die Information über Krassowski nicht hinein, also wird sie weggelassen. Das ist unlauter und lässt auf einen ziemlich miesen Charakter schließen. 

Man könnte die Liste der Desinformation und der absichtsvollen Manipulation der Leser noch lange fortsetzen. Nur noch ein Beispiel, weil sich daran auch zeigen lässt, wie sich Scholl mit der westlichen Propaganda koordiniert hat. Das Beispiel ist das Getreideabkommen, das Russland ausgesetzt hat. 

"In Afrika wird das Brot knapp, weil der Mörder im Kreml das Getreide aus dem Land mit der reichsten Erde nicht mehr dorthin gelangen lassen will. Schon heißt es, dieses Getreide stehle er für sein eigenes Land, dessen Wirtschaft am Boden liege."

Beide Behauptungen sind nachweislich falsch. Russland ist einer der größten Getreideexporteure weltweit. Russland will das Getreide nicht für sich. Auch liegt die Wirtschaft in Russland nicht am Boden. Sie wächst im Gegensatz zur Deutschen in diesem Jahr um zwei, vielleicht sogar um 2,5 Prozent.

Russland hat das Getreideabkommen nicht deswegen nicht verlängert, um "Hunger als Waffe einzusetzen", wie westliche Politiker behaupten, sondern weil sich die EU nicht an die Absprachen gehalten hat, russischen Dünger der Welt nicht zugänglich gemacht hat und die Ukraine den Getreidekorridor obendrein für militärische Zwecke nutzte.

Russland ist ausgestiegen, weil die EU aus dem humanitären Zweck des Abkommens einen kommerziellen gemacht hat. Der geringste Teil ging in die armen Länder. Ein großer Teil ging in die EU und dort in die Tiermast. All das ist recherchierbar. Scholl ist Journalistin. Sie weiß, dass sie sich auf die falsche Seite geschlagen hat, auf die Seite der Unwahrheit. Die Hungermacher sitzen nicht in Moskau, sie sitzen in der EU. 

Scholl will den totalen Krieg. Sie will den Sieg über Russland – und verkleidet den Wunsch nach Zerstörung damit, dass diese letztlich zum Wohle eines metaphysischen Russland sei. 

"Nur ein Ende des Systems Putin kann diesen Krieg beenden. Zum Wohl der Ukraine, aber auch Russlands selbst."

Im Interesse der Mehrheit der Russen ist das nicht. "Uns ging es noch nie so gut wie heute", ist etwas, das man hier in Russland häufig hört. Nicht als ersten Satz, aber nach einer Weile der Bekanntschaft. Das Ende dessen, was der Westen populistisch "das System Putin" nennt, will in Russland kaum jemand, denn es steht für wachsenden Wohlstand der russischen Gesellschaft und den wachsenden Einfluss Russlands in einer sich immer weiter integrierenden Welt. 

Der Krieg wäre damit auch nicht zu Ende. Der Krieg ist zu Ende, wenn das Projekt der Aufnahme der Ukraine in die NATO aufgegeben wird und der Westen begreift, dass es Sicherheit nur für alle oder eben für niemanden geben kann. Will der Westen, die NATO und die EU eine Sicherheitsarchitektur errichten, die Russland ausschließt oder sich sogar gegen Russland richtet, wird der Konflikt andauern und immer wieder aufbrechen. Es ist die EU, die hinter den Gründungsgedanken der UN zurückgefallen ist, nicht Russland. Die Barbaren sitzen im Westen von Russland und nicht im Osten der EU. 

Scholl weiß all das und sie verschweigt es. Mit ihrem Buch macht Scholl deutlich, dass sie gleich in mehrerer Hinsicht gescheitert ist. Sie ist sicherlich als Journalistin gescheitert. Das, was sie tut, ist unlauter und unehrlich. Sie desinformiert und betreibt Propaganda. Mit ihrer Begründung für einen Krieg gegen Russland ist sie aber in noch einer weiteren Hinsicht gescheitert: Susanne Scholl ist als Mensch gescheitert. 

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