Wirtschaft

Angst vor US-Sanktionen: Türkische Banken legen Zusammenarbeit mit Russland auf Eis

Russland hat seit Anfang des Jahres Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit der Türkei, heißt es in mehreren Berichten. Demnach blockierten türkische Finanzinstitute Zahlungen aus Russland. Die Zahlungsströme für Handelsgeschäfte seien praktisch zum Erliegen gekommen.
Angst vor US-Sanktionen: Türkische Banken legen Zusammenarbeit mit Russland auf EisQuelle: Gettyimages.ru © Anadolu

Türkische Banken blockieren seit Januar 2024 Zahlungen aus Russland, schreibt die türkische Finanzzeitung Ekonomim unter Berufung auf mit der Situation vertraute Quellen. Demnach sind die Zahlungsströme für Handelsgeschäfte praktisch zum Erliegen gekommen, wobei der Handel in nationalen Währungen betroffen ist. Türkische Banken akzeptieren weder Lira noch Rubel aus Russland.

Einige Banken hätten damit begonnen, bereits genehmigte Transaktionen mit der Begründung zu stornieren, es handele sich um "verbotene Waren", so die Quellen. Die Zahlungsblockade sei inzwischen fast vollständig und betreffe alle Branchen. Banken blockierten Zahlungen aus Russland an türkische Chemieunternehmen, Autoteilefabriken, Bekleidungs- und Schuhhersteller.

Demnach traten die Probleme kurz nach dem Besuch des US-Außenministers Antony Blinken in der Türkei auf. Damals diskutierte er mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan über "Sanktionen und Exportkontrollen" und eventuelle Versuche der Marktteilnehmer, diese zu umgehen. Ende November hatte auch der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo Ankara besucht. Bloomberg zufolge soll er türkischen Unternehmen eine "letzte Warnung" ausgesprochen und finanzielle Sanktionen angedroht haben, falls sie gegen die über Russland verhängten Sanktionen verstießen.

Unter Bezugnahme auf Quellen aus dem Finanzmarkt schreibt die russische Zeitung Kommersant, dass türkische Banken die Korrespondenzbeziehungen zu fast allen russischen Kreditinstituten abgebrochen hätten. Eine Ausnahme machten die Banken laut einer Quelle für ihre ausländischen Tochtergesellschaften in Russland. Den Gesprächspartnern zufolge verschärfte sich die Situation, nachdem US-Präsident Joe Biden im Dezember ein Dekret über sekundäre Sanktionen gegen ausländische Unternehmen, die Russland unterstützen, erlassen habe. Das Dekret erlaubt es den US-Behörden, ausländische Banken wegen Sanktionsverstößen vom US-Finanzsystem auszuschließen.

Ein Immobilienmakler sagte dem Radiosender Business FM, die Türkei weigere sich derzeit, Zahlungen für Waren nach Russland zu leisten, mit Ausnahme von drei Gruppen: Medikamente, Textilien und Agrarprodukte. "Alle anderen Sektoren sind wegen der Sanktionen verboten. Das bedeutet, dass die Banken Angst vor Sanktionen haben", erklärte er. Ein weiterer Unternehmer, der Industrieanlagen aus der Türkei transportiert, sagte, dass große türkische Banken sich weigerten, türkische Lira aus Russland anzunehmen, obwohl diese Zahlungsoption vor Neujahr möglich gewesen sei.

Eine Quelle der Nachrichtenagentur TASS sagte am 16. Januar, die türkischen Banken befänden sich wegen Bidens Dekret in einem "Wartezustand", da das Dokument eine vage Sprache verwende, die einer weiteren Klärung bedürfe. Diese Woche hatten russische Medien berichtet, dass auch chinesische Banken die Bedingungen für die Zusammenarbeit mit russischen Kunden verschärften. Auch dort fürchte man Sanktionen der USA.

Bereits im November hatte das US-Finanzministerium mehr als 20 Unternehmen aus China, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die nach Ansicht Washingtons sanktionierte Waren nach Russland liefern, auf eine schwarze Liste gesetzt.

Nach Kriegsbeginn verdoppelte die Türkei ihre Warenlieferungen nach Russland und ersetzte westliche Unternehmen, die das Land verlassen hatten. Am Ende des ersten Halbjahres 2023 erreichten die Exporte aus der Türkei nach Russland einen Rekordwert von 4,9 Milliarden US-Dollar (4,5 Milliarden Euro), verglichen mit 2,6 Milliarden US-Dollar (2,4 Milliarden Euro) im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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